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Deutschlands Flaktürme mit 3,5 Meter dicken Wänden – Bollwerke des Zweiten Weltkriegs.H
Mitten in den Städten ragten sie empor – gewaltige Betonkolosse, die wie futuristische Festungen wirkten: die Flaktürme („Flugabwehrtürme“) des Dritten Reichs. Errichtet zwischen 1940 und 1945, dienten sie dem Schutz deutscher Städte vor alliierten Luftangriffen. Ihre massiven Wände aus Stahlbeton waren bis zu 3,5 Meter dick, und sie galten als nahezu unzerstörbar.
Nach dem ersten Luftangriff auf Berlin im August 1940 erteilte Adolf Hitler persönlich den Befehl zum Bau dieser monumentalen Strukturen. In Rekordzeit wurden die ersten Flaktürme in Berlin errichtet – später folgten Anlagen in Hamburg, Wien, Bremen und anderen Städten. Insgesamt entstanden acht große Flakturmkomplexe, bestehend jeweils aus einem Gefechtsturm (G-Turm) und einem Leitturm (L-Turm).
Die Flaktürme waren mit schwerer Flak-Artillerie bestückt – darunter die berühmten 8,8-cm- und 12,8-cm-Flugabwehrkanonen. Von ihren Plattformen aus konnten die Kanonen Flugzeuge in bis zu 10 Kilometer Höhe anvisieren. Die Türme wurden mit modernster Zieltechnik und Radargeräten ausgestattet. Ihre strategische Lage inmitten dicht besiedelter Stadtgebiete erlaubte ihnen, große Bereiche des Luftraums abzudecken.
Neben ihrer militärischen Rolle dienten die Flaktürme auch als Luftschutzbunker für die Bevölkerung. In ihren gewaltigen Innenräumen konnten je nach Turmtyp bis zu 10.000 Menschen Schutz vor Bombenangriffen finden. Die Luftschutzräume waren mit Strom, Wasser, Notverpflegung und medizinischer Versorgung ausgestattet. Besonders in Berlin waren sie bei der Bevölkerung gefürchtet und zugleich geschätzt – denn sie boten das Gefühl relativer Sicherheit, wenn der Bombenhagel begann.
Die Architektur der Flaktürme war funktional – aber beeindruckend. Die Betonwände waren nicht nur dick, sondern auch speziell verstärkt, sodass selbst direkte Bombentreffer sie selten durchdringen konnten. Alliierten Bombern gelang es nie, einen Flakturm vollständig zu zerstören. Besonders bekannt ist der Flakturm im Berliner Zoo, der als Prototyp für spätere Türme diente. Auch der Flakturm Augarten in Wien ist bis heute ein Mahnmal aus dieser Zeit.
In den letzten Kriegsmonaten wurden die Flaktürme zu wahren Festungen. SS-Truppen, Wehrmachtseinheiten und sogar Zivilisten versuchten, sich in den Türmen gegen die heranrückende Rote Armee zu verteidigen. Besonders in Berlin kam es zu schweren Kämpfen rund um die Flakturmkomplexe, da sie als letzte Rückzugsorte dienten. Viele Soldaten ergaben sich erst nach der Kapitulation.
🕊️ Nach dem Krieg: Sprengen, Nutzen, Ignorieren?
Nach 1945 standen die Alliierten vor einem Problem: Was tun mit den riesigen Betonklötzen? Einige Türme wurden gesprengt, etwa in Hamburg und Berlin – doch nicht alle ließen sich vollständig zerstören. Andere wurden umfunktioniert, z. B. als Lagerhäuser, Kletterhallen, Museen oder Datenzentren. Der Flakturm in Hamburg-Wilhelmsburg etwa beherbergt heute Solaranlagen und ein Energiekraftwerk. Manche Türme wurden einfach vergessen und sind heute verlassene Relikte mitten in der Stadt.
📜 Erinnerung und Mahnung
Heute erinnern Flaktürme an die Brutalität des Luftkriegs, an das Leid der Zivilbevölkerung – aber auch an den Größenwahn und die Militärfixierung des NS-Regimes. Ihre bloße Existenz wirft Fragen auf: über Architektur als Ausdruck politischer Macht, über den Schutz von Menschenleben in Zeiten des Krieges und über die Zukunft solcher Orte.