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- 🪨 Erinnerung in Stein: Mahnmal in Zgierz für die Opfer der deutschen Besatzung am 20. März 1942.H
🪨 Erinnerung in Stein: Mahnmal in Zgierz für die Opfer der deutschen Besatzung am 20. März 1942.H
Am Rande des polnischen Ortes Zgierz, unweit von Łódź, erhebt sich ein wuchtiges, graues Mahnmal aus Beton. Es ist kein gewöhnliches Denkmal – es ist ein stiller Zeuge eines grausamen Verbrechens, das sich am 20. März 1942 unter deutscher Besatzung abspielte. An diesem Tag wurden exakt 100 polnische Zivilisten von deutschen Ordnungskräften erschossen – mitten in einem besetzten Land, ohne Prozess, ohne Gnade. Das Denkmal in Zgierz erinnert heute an diese Tragödie, die sich tief in das kollektive Gedächtnis der Region eingebrannt hat.
Die deutsche Besatzung Polens nach dem Überfall am 1. September 1939 war geprägt von systematischer Gewalt, Unterdrückung und Terror gegenüber der polnischen Bevölkerung. Zgierz war dabei keine Ausnahme. Die nationalsozialistische Verwaltung richtete schon früh Maßnahmen zur „Befriedung“ der Region ein, was in Wahrheit die brutale Unterdrückung jeglichen Widerstandes bedeutete. Repressalien, willkürliche Verhaftungen, Deportationen und Erschießungen waren an der Tagesordnung.
Am Morgen des 20. März 1942 wurde die Stadt Zgierz Zeugin eines beispiellosen Racheaktes. Als Reaktion auf eine Widerstandshandlung – möglicherweise ein Angriff auf deutsche Funktionäre – wurde die Erschießung von 100 polnischen Geiseln durch die deutschen Besatzer angeordnet. Die Männer, zumeist Zivilisten aus der Region Łódź und Umgebung, wurden aus Gefängnissen in Łódź, Pabianice und Sieradz herbeigeschafft und unter Bewachung nach Zgierz transportiert. In aller Öffentlichkeit, im Beisein von Einwohnern und deutschen Funktionären, wurden sie exekutiert.
Diese sogenannte „Sühneaktion“ diente nicht der Gerechtigkeit, sondern war ein gezielter Akt der Einschüchterung. Sie sollte der Bevölkerung zeigen, was mit jenen geschieht, die sich dem Willen der Besatzer widersetzen. Die Namen der 100 Ermordeten wurden später in offiziellen Dokumenten vermerkt – doch die Familien erhielten oft keine genaue Information über das Schicksal ihrer Angehörigen. Einige wurden nie gefunden oder identifiziert.
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Nach dem Krieg entstand in der polnischen Bevölkerung ein starker Wunsch, diesen Opfern ein würdiges Gedenken zu schaffen. Das Mahnmal, das auf dem Exekutionsplatz errichtet wurde, stammt aus den 1960er Jahren und ist ein eindrucksvolles Beispiel sozialistischer Monumentalkunst. Aus grobem Beton geformt, zeigt es abstrakte, leidende Körper, gefesselte Hände, gesenkte Köpfe – eine Darstellung des Leidens, der Entwürdigung und der Ohnmacht. Die Reliefs drücken aber auch etwas Zeitloses aus: den universellen Schmerz unschuldiger Opfer.