Wir waren gerade Zeugen des tödlichsten Schiffbruchs seit Jahren. Die Welt hat kaum gezuckt.

Es ist ein Datum, das in die Geschichte eingehen sollte – ein Schandfleck auf unserem kollektiven Gewissen. Am 14. Juni 2023 kenterte die  Adriana , ein Fischerboot mit 750 Menschen an Bord, im Mittelmeer. Die über 600 Todesopfer wären völlig vermeidbar gewesen. Und doch zuckte die Welt kaum mit der Wimper.

Nur wenige interessierten sich dafür, warum diese verzweifelten Hunderte ihr Leben auf der Suche nach einer besseren Zukunft riskierten, ihre gesamten Ersparnisse brutalen Schmugglern überließen und sich auf ein seeuntüchtiges Schiff Richtung Europa quetschten. Ich frage mich, ob wir jemals die Namen der Toten erfahren werden.

Es handelte sich um Familien, Nachbarn und Freundesgruppen aus Syrien, Pakistan und Ägypten. Ihre verhängnisvolle Reise begann in Libyen, wo sie sich in ein rostiges Boot zwängten. Die Schmuggler zwangen die Pakistaner, Frauen und Kinder in die unteren Decks. Schwimmwesten gab es nicht.

Drei Tage sollte die Reise nach Italien dauern. Am zweiten Tag versagte der Motor, am nächsten Tag gingen Lebensmittel und Wasser aus. Am dritten Tag gab es die ersten Todesopfer, und am vierten Tag setzte die  Adriana  endlich einen Notruf ab.

Was dann geschah, ist noch unklar. Die Küstenwache überwachte das Schiff, während die Schmuggler Berichten zufolge darauf bestanden, ihre Reise fortzusetzen. Dann, in den frühen Morgenstunden des 14. Juni, ereignete sich die Katastrophe, und das Boot kenterte – die Ermittlungen zu den Ursachen dauern an.

Hunderte Menschen unter Deck waren sofort tot, als das Schiff sank und die Passagiere auf den oberen Decks ins Wasser geschleudert wurden. Die Küstenwache rettete 104 Menschen und barg 82 Leichen. Unter den Überlebenden befanden sich keine Frauen oder Kinder.

Siehe auch:  Die letzte Reise der Adriana wird im folgenden Video simuliert (Quelle: YouTube)  KEINE RETTUNG: Die letzte Reise des Fischtrawlers Adriana